Servus!
Wie ihr vielleicht noch wisst, endete unser letzter Beitrag in Santiago damit, dass wir uns unfreiwillig von unserer Kamera trennen mussten. Nach diesem unerfreulichen Erlebnis stolperten wir zum Glück über ein Angebot, welches die Reisemoral gleich wieder stärkte: ein Campervan, der uns letztendlich wieder 3000km durch die unterschiedlichsten Landschaften in Chile und Argentinien transportieren sollte!
VALPARAÍSO
Während die Argentur in Santiago die Papiere etc. für unseren Van vorbereitete, fuhren wir noch ein paar Tage ins ca. 100km entfernte Valparaíso. Diese Stadt am Pazifik war vor der Öffnung des Panamakanals eine der wichtigsten Hafenstädte Südamerikas und ist seit 2003 UNESCO Weltkulturerbe. Beeindruckend sind in dieser Stadt aber nicht nur die riesigen Containerstapel, (Fracht-)Schiffe und Ascensoren (Standseilbahnen), sondern auch die vielen Graffiti, welche die gesamte Stadt schmücken und als besondere Kunstform angesehen werden. Während wir dort waren gab es auch ein leichtes Erdbeben, welches aber im Vergleich zu dem Beben der Stärke 7,9 zwei Monate zuvor nicht erwähnenswert scheint. Lustig war auch unser Hostel, dessen Eingang zwischen den Ständen des belebten und hektischen Obst- und Gemüsemarktes versteckt lag. Alles in allem aber ein sehr netter Ort um die Wartezeit auf unseren Van zu überbrücken!
CAMPERVAN ADVENTURE
Als Einleitung kann man nur sagen: ein Campervan ist einfach genial! Nachdem wir ihn in Santiago abgeholt hatten, folgte als erste Herausforderung eine Andenüberquerung, um wiedermal von Chile nach Argentinien zu wechseln (an der Grenze schafften wir es fast nocheinmal nach Chile einzureisen, obwohl wir eigentlich ausreisen wollten :)). In teils sehr engen Serpentinen und nicht mehr als 70 Pferdchen unterm Hintern ging es bis auf etwa 3150 Meter, vorbei am Aconcagua (höchster Berg Südamerikas, 6960m) und auf argentinischer Seite wieder hinunter.
Unser Weg führte uns dann weiter nach Mendoza, wo ca. 70% des argentinischen Weins produziert wird und wo wir einen zusätzlichen Fahrgast aufnahmen. Claudia (Australierin) lernten wir auf unserer vorherigen Tour von Ushuaia nach Santiago kennen. Am zweiten Tag an dem sie mit uns unterwegs war, war ihr 23. Geburtstag und diesen feierten wir mit einem Bushcamp-Festessen mitten im Nirgendwo. Es ist wirklich erstaunlich mit wie wenig man Großartiges zaubern kann. Wenn man den Abend dann noch auf einem kleinen Hügel bei Sonnenuntergang und einem Gläschen Wein ausklingen lässt, war das per Definition ein perfekter Tag (zumindest wenn man ignoriert dass man den Hügel nach Sonnenuntergang, d.h. im dunklen, auch wieder runter muss :))!
Weiter ging es dann in den Ischigualasto Nationalpark und ins Moon Valley. Eine beeindruckende Landschaft und bedeutende archäologische Fundstätte, wo z.B. das älteste Dinosaurierfossil der Welt (240 Mio. Jahre) gefunden wurde.
Auch nach mehreren Wochen “on the road” war es immer wieder verblüffend wie sich innerhalb kürzester Zeit die Landschaft rasant veränderte. Gerade bewunderten wir noch die bizarren Felsformationen im Moon Valley, da ging es durch kakteenbestückte Ebenen nach Rioja, weiter über grüne Gebirgsstraßen zur Salzebene Viento del Señor und schließlich wieder durch ein urwaldgrünes Gebirgstal bis nach Tafi del Valle auf über 2000m. Besonders beeindruckend war auch die Veränderung zwischen den Weingärten in Cafayate und der von einem saftig grünen Flussstreifen durchzogenen Marslandschaft im Quebrada de Cafayate 15km danach.
Die Notwendigkeit Geld zu wechseln führte uns dann kurzfristig in die verkehrstechnisch chaotische Stadt Salta. Da wir nicht einmal mehr genügend Pesos für die Übernachtung am Campingplatz hatten, mussten wir am nächsten Morgen Martin als Pfand zurücklassen, um in der Stadt Geld zu besorgen. Nachdem wir unsere Divisengeschäfte so schnell wie möglich hinter uns gebracht und Martin wieder ausgelöst hatten, fuhren wir weiter in Richtung Norden, vorbei am Seven Colored Mountain und schließlich nach Tilcara, einem Gebirgsdorf auf ca. 2500m. Als uns am nächsten Morgen eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall auf etwa 2800m führte, machte sich zum ersten mal die Höhe bemerkbar. Nach dieser ungewöhnlichen sowie unerwarteten Anstrengung kam eine kleine Erfrischung im Wasserfall gerade recht!
Die Höhe in Tilcara war allerdings nichts im Vergleich zu dem, was danach folgen sollte. In Vorbereitung auf den bevorstehenden Grenzrückübertritt nach Chile schlugen wir eine Passstraße in Richtung Grenzstation ein, die uns innerhalb kürzester Zeit auf 4170m hinaufführte. Ein kleinwenig weiter abwärts erreichten wir dann ein landschaftlich beeindruckendes Hochplateau und schlugen unser letztes Bushcamp zu viert auf nur mehr “niedrigen” 3500m auf. Es war wirklich kaum zu glauben, dass diese “Hügel” rund um uns alle 4000m und höher waren! Ist man allerdings physiologisch noch unangepasst, wird auf dieser Höhe wirklich alles zur Herausvorderung: Zelt aufbauen, Tische und Stühle bereitstellen oder ein gemütlicher 100m Lauf beschleunigten den Herzschlag bedeutend (bleibt nur zu hoffen, dass wir uns bis zum Inca-Trail in Peru schon an die Höhe gewohnt haben). Belohnt wurden wir dann allerdings mit einer wunderschönen klaren Sternennacht.
Nach dem Grenzübertritt nach Chile am nächsten Tag kletterte die Straße nach San Pedro de Atacama zum bis dahin höchsten Punkt auf 4800m (!!!) – eine Höhe auf der sowohl wir, als auch der Van, um Luft ringten!
Der letzte Stopp unserer Campervantour war San Pedro de Atacama, ein kleines Dorf – mit eben so vielen Touristen wie Einheimischen – am nördlichen Ende der Atacamawüste. Von hier aus starteten wir ein paar letzte Ausflüge mit unserem geliebten Van, wie z.B. zur Laguna Cejar, einem kleinen Salzsee mitten in der Wüste, in dem man sich wie auf dem Toten Meer treiben lassen kann. Bei einem anderen Ausflug zum Sonnenuntergang im Moon Valley (ja, von denen gibt’s offensichtlich mehrere :)), lernten wir auf dem Rückweg drei Belgierinnen kennen, die zufällig auf dem selben Campingplatz übernachteten wie wir. Nachdem sie ebenso wie wir gerne die Geysire El Tatio besuchen wollten, aber kein Auto zur Verfügung hatten, nahmen wir sie kurzerhand in unserem Van auf. Die Nacht verbrachten wir dann bei eisigen Temperaturen (-8° um 7 Uhr Früh + dünne Eisschicht IM Zelt) in einem Bushcamp auf 4000m. Um 4:30 Uhr in der Früh machten wir uns auf den Weg, um bei Sonnenaufgang bei diesen weltweit höchstgelegenen Geisieren zu sein. Die Stimmung war wunderschön, aber die eisigen Minusgrade lassen sich eben nur in unseren Schlafsäcken richtig gut aushalten.
Zusammenfassend muss man nochmals sagen: ein Campervan ist einfach genial! 🙂 Wir hatten eine wunderbare Zeit und sind gespannt, was noch weiter im Norden (Bolivien, Peru) auf uns wartet.
Bis bald,
Martin, Georg und Johanna